(Buchtalk #2) Über stressfreieres Lesen & Bloggen
Happy Friday, liebe Leser!
ich möchte mit euch heute über ein Thema sprechen, das mir schon seit geraumer Zeit sehr auf dem Herzen liegt. Ich schreibe nun einfach einmal munter drauf los, und wenn ihr wollt, könnt ihr in den Kommentaren euren Senf dazu abgeben. Alright? Let’s go. Moment, noch eben meine Tasse Tee holen und ein paar Kekse, dann kann unser Buchtalk starten.
Stressfreies Lesen, geht das überhaupt noch?
Ich sage: Ja.
Seit einigen Wochen habe ich einen regelrechten Leseflow. Das habe ich nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass ich völlig frei Schnauze lese: Wie, wo, wann, was und in welcher Reihenfolge auch immer ich möchte. Ob es sich jetzt um Exemplare vom Stapel der ungelesenen Bücher, aufgestaute Rezensionsexemplare aus dem letzten Jahr (hallo, liebes schlechte Gewissen) oder Novitäten handelt, spielt dabei absolut keine Rolle. Wenn ich Lust auf ein bestimmtes Buch habe, weil es gerade perfekt in meine Stimmung passt und ich so richtig Bock auf das Thema habe, dann greife ich zu und lese es. Spontan vor meinem bunten Bücherregal im Wohnzimmer stehen und mir mit gerunzelter Stirn die Buchrücken ansehen, um anschließend ein bestimmtes Buch vorsichtig aus den Reihen zu ziehen, bereitet mir derzeit das größte Vergnügen. Ich freue mich wieder darauf, in Buchwelten einzutauchen, ohne dabei auf den Kalender zu sehen, ob ich nun diese oder jene Frist schon überschritten habe oder welche Textstellen ich markieren könnte, um später die Rezension damit aufzulockern.
Lesen soll Spaß machen!
Exakt. Lesen soll Spaß machen und ich habe oft das Gefühl, dass man als Blogger oft vollkommen im Pflichtgefühl erstickt. In den letzten zwei Blogjahren erlag ich ebenfalls diesem erdrückenden Gefühl, dass man als Blogger eine gewisse Erwartungshaltung erfüllen möchte, vor allem wenn man sich dazu entschlossen hat, Bücher zum Rezensieren anzunehmen. Die Zusammenarbeit zwischen Verlag und Blogger ist ein beständiges Geben und Nehmen. Ich empfinde es als Wertschätzung, überraschend Post zu bekommen. Es ist jedoch niemals eine Selbstverständlichkeit gewesen, war es nie und wird es nie sein. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, Bücher zu bekommen und meine Gegenleistung in Form einer gut begründeten, mal mehr mal weniger sachlich, oft sehr emotional formulierten Besprechung zu erbringen. Allerdings bringt diese Form der Wertschätzung auch einen gewissen Druck mit sich.
Doch wer bitte schön zwingt mich denn dazu, erstens zu jedem angebotenen Buch Ja zu sagen und zweitens in Akkordzeit eine gewisse Zahl an Büchern zu lesen, mit dem ständigen Gedanken im Hinterkopf, dass man es ja möglichst schnell zu lesen hat, weil a) der Verlag auf Feedback wartet, b) der Blog mit Rezensionen gefüttert werden will und c) schon die erste Mail mit Nachfragen im Postkasten liegt, wann man denn nun fertig sei, usw. usf. Nein. Einatmen, ausatmen und darauf zurückbesinnen, warum ich blogge.
Warum blogge ich?
Das ist eine ganz einfach zu beantwortende Frage. Ich blogge, weil ich wahnsinnig gerne schreibe. Ich möchte mich über Gelesenes austauschen, mit allen damit verbundenen Emotionen, Höhen und Tiefen – und darüber hinaus über viele andere kreative Momente in meinem Leben. Ich habe Spaß daran, den Alltag für eine Weile auszublenden und in eine fremde Welt zu schlüpfen, aus der ich erst wieder auftauche, wenn die letzte Seite umgeblättert ist – und manchmal dauert selbst das Auftauchen noch eine ganze Weile. Und dann blogge ich über diese Erlebnisse, weil ich euch eben jene Bücher empfehlen möchte, die mich aus der Realität gesogen haben. Das schließt jedoch auch solche Werke mit ein, die schon vor Jahren erschienen sind.
Novitäten & Backlist
Denn sind wir mal ehrlich: Die Buchbranche ist ein wahnsinnig temporeiches Pflaster. Was vor ein paar Wochen noch eine mit Kampagnen, Blogaktionen und prominent platzierter Werbung angepriesene Novität war, ist wenige Monate später schon als Backlisttitel im Anhang der kommenden Vorschauen abgebildet. Ganz ehrlich? Ich möchte gar nicht nur Novitäten besprechen, denn es gibt so unendlich viele gute Bücher, die bereits in der Versenkung verschwunden sind und es verdient haben, zurück ins Scheinwerferlicht geholt zu werden. Würde ich in diesem Tempo mitgaloppieren, würde ich ebenso rasend schnell lesen und darüber bloggen, stünde ich wohl nach kurzer Zeit am Rande eines Bloggerburnouts. Womöglich passierte dies auf gewisse Weise im letzten Jahr, kurz bevor ich meinen Blog offline nahm. Es wurde zu viel. Ich sagte zu oft ja, und viel zu selten nein. Ich wollte mithalten, dabei sein, mittendrin sein. Und bemerkte dabei zu spät, dass ich mich vollkommen übernahm und am Ende neben mir selbst stand. Am Ende blieben die Bücher, die man eigentlich lesen wollte, im Regal stehen. Ich beobachtete dieses Phänomen jedoch nicht nur bei mir. Eine ganze Reihe Blogger nahm sich Auszeiten, zog den Vorhang zu, auf bestimmte oder unbestimmte Zeit. Ich kann es verstehen.
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Wie nimmt man uns Blogger wahr?
Natürlich könnte man jetzt sagen, dass das ja jeder selbst zu verantworten hat. Niemand zwingt dich dazu, es ist doch dein Hobby. Du bekommst dafür kein Gehalt – auch noch so ein Thema, aber darüber reden wir jetzt nicht. In gewisser Weise möchtest du einfach auch Erwartungen erfüllen und dich vor allem für das entgegengebrachte Vertrauen revanchieren. Bis vor ein paar Jahren war es keine Selbstverständlichkeit, als Blogger kostenlose Rezensionsexemplare zu bekommen. Dieses Privileg war Buchhändlern, Journalisten und Fachkritikern vorbehalten. In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung der Bloggergemeinschaft sehr stark zum Positiven verändert.
Wir sind mittlerweile auf Buchmessen im Pressebereich oder hinter den Kulissen gern gesehene Gäste. Man unterhält sich mit uns in Bloggersessions, trifft sich zu Buchpräsentationen, Wohnzimmerlesungen oder Kennenlernabenden in Verlagshäusern – Stichwort #BookupDE -. für die man als Buchliebhaber nebst Anhang gern mal ein Wochenende kilometerweit kreuz und quer durch Deutschland fährt. Man geht gemeinsam mit Verlagsmitarbeitern auf Messepartys oder – wunderbar und lang erwartet – man trifft sich auf Litblog Conventions. Das Du ist keine Seltenheit mehr und viele von uns haben regen & engen Kontakt zur Buchbranche geknüpft. Natürlich gibt es immer wieder mal Diskussionen in der Szene, in wie fern diese neue Wahrnehmung dem Literaturbetrieb schadet oder zu Gute kommt. Auch dazu erspare ich mir nun weitere Kommentare.
Manch einer blickt auch über den Tellerrand hinaus, besucht Barcamps, informiert sich über aktuelle Trends und trifft sich mit Bloggern anderer Branchenbereiche. Das ist unheimlich spannend und wäre so vor Jahren in diesem Umfang gar nicht möglich gewesen. Ich finde es wunderbar, wie vielfältig die Bloglandschaft mittlerweile geworden ist. Jeder hat so sein Eckchen im Netz, füllt seine Seite mit Rezensionen und Artikeln rund um Literatur & mehr, feilt am Design und verbringt oft Stunden mit dem Schreiben von Rezensionen oder dem liebevollen Arrangieren & Fotografieren von Büchern. Das ist, was uns Spaß macht. Und wenn man sich dann wieder einmal online wie offline trifft, um gemeinsam die Liebe zu Büchern zu zelebrieren, dann wird wieder einmal bewusst, dass wir trotz aller Unterschiede irgendwie doch eine Gemeinschaft sind.
Mein Blog, meine Regeln
Und das ist eben auch das, was mir Spaß macht. Gott, wie ich es vermisst habe, zu schreiben, mit einem guten Buch in der Leseecke zu sitzen und entspannt zu lesen. Das ist es, was ich möchte. Lesen, und euch mit meiner Freude an meinen Büchern anstecken. Manchmal muss ich euch vielleicht auch von einem Buch abraten, doch das passierte mir bisher erstaunlicherweise recht selten. Ich habe wohl einen guten Riecher, welche Bücher mir gefallen könnten und welche eben nicht. Nicht immer lande ich einen Treffer, aber in den meisten Fällen.
Pläne für 2016
2016 soll mein Jahr werden, in mehrfacher Hinsicht. Es soll ein Startschuss für möglichst stressfreies Lesen & Bloggen sein. Ich habe meinen Spaß an meinem liebsten Hobby, neben meinem heiß geliebten kreativen Arbeiten mit Papier & Farben, wiedergefunden und bin zuversichtlich, die richtige Balance zwischen Novitäten und meinem reichlich gefüllten (Backlist)-Bücherregal finden zu können. Im Moment habe ich zum Beispiel eindeutig eine Jugendbuch- und Dystopienphase und koste das in vollem Umfang aus. Dabei fiel mir überhaupt erst einmal auf, wie viele verschiedene Bücher rund um Weltuntergangsszenarien verfasst wurden und nicht zuletzt, wie viele ich davon noch gar nicht gelesen habe, obwohl sie teilweise schon Jahre im Regal stehen.
Zum Abschluss möchte ich allen Autoren, Verlagen und Agenturen herzlich danken, die ihr Vertrauen in den letzten Jahren in mich gesetzt haben und oftmals etwas mehr Geduld aufbringen mussten, bis ich ihre Titel gelesen und besprochen hatte. Danke an euch, meine Leser, für eure Treue, auch wenn ich mal wieder für längere Zeit in der Versenkung verschwunden war. Dieser Moment Ende Februar, als ich zurück kam und so absolut herzlich empfangen wurde, hallt immer noch in mir nach. Thanks a bunch! ♥ Ich möchte all diese Gedanken ganz offen mit euch teilen und hoffe, dass es außer mir noch viele, viele weitere Blogger gibt, die ihren Spaß am Lesen nicht verloren beziehungsweise neu gefunden haben.
Wie empfindet ihr das? Ergeht es euch ähnlich? Oder habt ihr eine ganz andere Einstellung zum Bloggen & Umgang mit Büchern? Ich bin gespannt auf eure Kommentare.
Getreu meinen Motto ‚Lesen, worauf ich Lust habe‘ werde ich mich nun spontan an der Teamleserunde von Lovelybooks zu David Mitchells neuem Roman Die Knochenuhren beteiligen. Der Postbote brachte mir gerade mein bildhübsches Exemplar und ich kann im Moment gar nicht aufhören, diese Farben zu bewundern. Unglaublich schön. Zum Glück hat der Rowohlt Verlag das Originalcover übernommen. Nun denn, lasset das Vergnügen beginnen ♥
Euch ein wundervolles Wochenende!
Liebe Grüße